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Die neue Schwelanlage – Teil 1 (1902 – 2006)
Die heutige moderne Schwelanlage in der Steinölbrennerei im Bächental ist das Ergebnis von über 110 Jahren Verbesserungen und Innovationen auf dem Gebiet der Steinölgewinnung.
Martin Albrecht sen. begann 1902 am Fuße des Seeberges am Westufer des Achensees mit der Produktion von TIROLER STEINÖL. Die damals angewandte Schwelmethode war landläufig als „Tiegelschwelung“ bekannt. Dieses Verfahren wurde bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert zur Gewinnung von Steinöl eingesetzt. Dabei wurde ein Metall- oder Graphitgefäß mit Ölschiefer gefüllt, mit einem gelochten Deckel verschlossen und mit der Öffnung nach unten auf ein Loch im Boden gestellt. Um den Tiegel herum wurde ein Holzfeuer entzündet, das den Ölschiefer im Inneren erhitzte. Das Loch im Boden enthielt ein eingegrabenes Röhrensystem, das zur Abkühlung der Schwelgase und der daraus resultierenden Kondensation führte – die Entstehung des Steinöls.
Mit dem Wiederaufbau der Steinölbrennerei im Bächental nach dem Brand von 1917 wurde auch das Schwelverfahren optimiert. So wurden die bis dahin verwendeten Schweltiegel durch einen sogenannten Retortenofen ersetzt, der ebenfalls mit Holz beheizt wurde. Die mit Ölschiefer gefüllten Retortenkörbe konnten abwechselnd in den bereits heißen Ofen eingesetzt und auch im heißen Zustand schnell gewechselt werden. Das bedeutete eine erhebliche Verkürzung der Stillstandszeiten und eine Steigerung der Produktivität. Da jedoch nach wenigen Jahren fast alle Bäume im Umkreis der Steinölbrennerei für die Befeuerung der Öfen gefällt waren, stieg der Aufwand für den Brennholztransport stetig an.
So erfuhr das von Martin Albrecht sen. angewandte und von seinen Söhnen Martin, Ernst und Sepp mehrfach verbesserte Schwelverfahren 1960 eine grundlegende Änderung. Der Ölschiefer wurde nicht mehr wie früher mit Holz befeuert, sondern schwelte selbst, ohne Energiezufuhr von außen. Diese Umstellung war auch notwendig, da alle Bäume im Umkreis der Steinölbrennerei für die Gewinnung von Steinöl gefällt worden waren und die Transportwege immer länger wurden. Auch wenn das Schwelverfahren (siehe Kapitel „Die Neuzeit“) den großen Vorteil hatte, dass der Ölschiefer selbst schwelte, so lag hierin auch sein größter Nachteil. Die wertvollen Schwelgase, aus denen das TIROLER STEINÖL gewonnen wird, dienten auch zur Energieversorgung des Schwelprozesses. Der Wirkungsgrad der seit 1960 auf diese Weise betriebenen Schachtöfen lag daher im Vergleich zu früheren Verfahren nur bei etwa 50 %.
Mitte der 80er Jahre begannen die Nachkommen der Albrecht-Brüder Hermann, Günther und Alexander – die 3. Generation, die seit 1987 das Familienunternehmen ihrer Väter weiterführt – mit Versuchen zu neuen Technologien für die Produktion von TIROLER STEINÖL. In den folgenden Jahrzehnten wurden Schwelversuche mit namhaften deutschen Ofenherstellern und Kooperationen mit Universitäten durchgeführt, immer mit einem Ziel: die Effizienz des Schwelprozesses zu verbessern, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Denn obwohl das Ölschiefervorkommen im Bächental mit geschätzten 7 Millionen Tonnen sehr groß ist, muss man bedenken, dass ein Großteil dieses Vorkommens mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nur sehr schwer oder gar nicht zu erreichen ist. Daher war man bestrebt, diesen wertvollen Rohstoff möglichst effizient zu nutzen und nicht die Hälfte bei der Produktion zu „verbrennen“.
Schließlich war es soweit: Die Versuchsergebnisse waren ausgewertet und die Planung (in Zusammenarbeit mit einem Tiroler Ingenieurbüro) für eine neue Art der Steinölgewinnung abgeschlossen. Im Sommer 2006 wurde im Bächental mit den Bauarbeiten für die neue Schwelanlage begonnen. Da es sich um eine Pilotanlage handelte und niemand mit Sicherheit sagen konnte, ob diese Schwelanlage reibungslos funktionieren würde, hatte die Erhaltung der alten Steinölbrennerei mit dem bewährten Schwelofen oberste Priorität. Im Spätherbst war die neue Schwelanlage weitgehend fertiggestellt. Mit einigen Provisorien konnten dann Anfang Dezember 2006 die ersten Schwelversuche durchgeführt werden. Diese ersten Versuche zeigten, dass das Konzept funktioniert. Im darauf folgenden Frühjahr wurden die letzten Feinarbeiten abgeschlossen und die Schwelsaison 2007 konnte mit der neuen Schwelanlage beginnen.
Der neue Schwelofen wurde damals mit Flüssiggas betrieben, da es im Bächental keine andere Möglichkeit der Energieversorgung gab. Der Strom aus dem Kleinwasserkraftwerk vor Ort reichte gerade aus, um die aufwendige Steuerungstechnik und den Gasbrenner zu betreiben. Mit der neuen Schwelanlage hielt auch die digitale Computertechnik Einzug in die analoge Steinölbrennerei. Seither werden alle Schwel- und Prozessdaten der TIROLER STEINÖL Produktion im 10s-Takt aufgezeichnet und archiviert. Dadurch ist eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Produktion möglich. Auf Basis der gesammelten Daten wird der Schwelprozess laufend verbessert, was die Qualitätskontrolle wesentlich erleichtert und die gleichbleibend hohe Qualität des Rohstoffes TIROLER STEINÖL sowie der TIROLER STEINÖL Produkte gewährleistet.