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Der zweite Brand
Das gewonnene Tiroler Steinöl wurde (wie auch heute noch) gefiltert und zur Entfernung des Restwassers in einem großen Kessel destilliert. Dieser Destillierkessel wurde damals noch mit einem Holzfeuer beheizt.
Bei dieser Prozedur kam es – der Feuerteufel schläft nicht – nach der Brandkatastrophe von 1917 am 29. November 1957 erneut zu einem Flammeninferno, als der Destillierkessel überkochte, das Tiroler Steinöl aus dem Spundloch schoss und sich am offenen Holzfeuer entzündete. „Mander, kemmt’s, brennen tuats!“ konnte Martin jun. seinen Brüdern oben im „Bruch“ noch zurufen, dann stand alles, was aus Holz war – auch die Wurzelstöcke im umliegenden Waldboden – lichterloh „wia a Kien“ in Flammen. Angefacht durch den Jochwind wurde die Hitze so groß, dass selbst metallene Gerätschaften zu schmelzen begannen. Im Nachtkastl von Martin junior befand sich bis zu seinem Tod als Talisman ein Metallbatzen aus der geschmolzenen Lagerschale eines Dieselmotors, der damals auch dran glauben musste.
Trotz aller Schicksalsschläge haben sich Ernst, Martin jun. und Sepp, die drei Söhne des Firmengründers, nie unterkriegen lassen, obwohl sie viele Jahre in der Abgeschiedenheit des Bächentals ein „brutal hartes Leben“ (Martin jun.) ertragen mussten. Mit eigenen Händen haben sie die Brennerei auf- und den Ölstein abgebaut, haben zahlreiche Verbesserungen an Geräten und Maschinen ausprobiert, so dass man lange Zeit mit insgesamt sechs Leuten auskam, die das ganze „Werkl schmeißen“.
Ehrensache, dass die drei Söhne der Seniorchefs – Günther, Hermann und Alexander – mit ihren Söhnen Bernhard und Manfred die heute europaweit renommierte Steinölbrennerei im Sinne ihrer Väter weiterführen.
Eines ihrer Vorbilder ist der 1987 verstorbene Ernst Albrecht, der Vater von Alexander, der sehr viel Weitblick für die Vermarktung der Steinölprodukte besaß.
Bis kurz vor seinem Tod (2003) ließen sich die Junioren von Martin Albrecht jun., Hermanns Vater, der noch mit 87 Jahren oft mehrmals in der Woche mit dem eigenen Auto ins abgelegene Bächental fuhr, gerne nach dem Rechten sehen. Martin jun. war 54 Jahre lang Betriebsleiter und Bergbaubevollmächtigter der Tiroler Steinölwerke.
Auch Günthers bereits 2012 verstorbener Vater Sepp verbrachte bis zu seinem 86. Lebensjahr im Sommer viele Tage im Brennereihaus und führte vorbeikommende Bergwanderer gerne durch den Betrieb. Auch „höhere Herrschaften“ aus Wirtschaft, Wissenschaft oder Gesundheitspolitik melden sich immer wieder zu einem Besuch im romantischen Bächental an, um sich mit der Herstellung des Steinöls vertraut zu machen. „Warum wir no so guat beinander sein? Dös macht lei dös Stoanöl“, erklären die beiden Seniorchefs Sepp und Martin jun. allen schmunzelnd.